Die Technischen Betriebe Glarus (tb.glarus) haben die Wasseranlagen Auli saniert. Die Sanierung umfasst den Ersatz von teils über 80 Jahre alten Graugussrohren durch duktile Gussrohre, die Modernisierung zweier bestehender Brunnenstuben und des Reservoirs Auli sowie den Neubau eines Trinkwasserkraftwerks. Es soll künftig Ökostrom für 250 Haushalte liefern. Die Investitionssumme beträgt 4,5 Millionen Franken.
Die beiden Brunnenstuben Löntschbord mit Baujahr 1971 und Fulenchopf mit Baujahr 1922 tragen massgeblich zur Trinkwasserversorgung der Gemeinde Glarus bei. Um die Wasserversorgung zu sichern, sind die teils über 80 Jahre alten Graugussrohre für die Druckleitung durch duktile Gussrohre ersetzt worden. Verliefen die Leitungen der beiden Quellen früher bis ins Tal getrennt, wird ihr Wasser heute in einer Quellsammelbrunnenstube zusammengeführt. Von dort fliesst es in einer 2100 m langen Druckleitung nach Riedern bis zur Zentrale des neuen Trinkwasserkraftwerks Auli.
Duktile Gussrohre erfüllen Hygieneanforderungen an Trinkwasser
Die Druckleitung DN 400 ist mit längskraftschlüssigen BLS®-Steckmuffen-Rohren aus duktilem Guss und mit einer Faserzementmörtel-Umhüllung realisiert worden. Diese weist eine hohe mechanische und chemische Widerstandsfähigkeit auf. Zusätzlich verfügen die Rohre über eine Zementmörtel-Auskleidung, die einen optimalen Schutz bietet und den hohen Hygieneanforderungen an eine Trinkwasserleitung entspricht. Zur Optimierung der Löschwasserversorgung haben die tb.glarus entlang der Druckleitung drei Hydranten installiert.
Sanierung Wasseranlagen und Klöntalerstrasse als gemeinsames Projekt
Gleichzeitig wie die Druckleitung wurde im Bereich der Büttenebene auch die Klöntalerstrasse saniert. Sie ist die wichtigste Zubringerin zur Tourismusdestination Klöntal, an schönen Sommer- oder Feiertagen passieren unzählige Fahrzeuge die Strasse. «Die Sperrungen waren kurz zu halten. Teilweise wurden Strassenquerungen in der Nacht ausgeführt», sagt Fridolin Schuler von den tb.glarus.
Die Sicherstellung des Verkehrsflusses während der Strassensanierung und der Neuverlegung der Leitungsrohre war denn auch eine der Herausforderungen bei diesem Projekt. «Zeitweise war die enge Strasse nur einspurig befahrbar, der Verkehr wurde mit einer Ampel geregelt», sagt Tino Jenny, Bauführer bei der Trümpi AG. Das sei bei Strassen- oder Leitungsarbeiten oft unumgänglich.
Verkehrsdienst sicherte Steinschlagschutzzone
Speziell ist laut Tino Jenny die Steinschlagschutzzone gewesen. «In diesem Bereich herrscht wegen Steinschlaggefahr Halteverbot, deshalb mussten wir statt einer Ampel einen Verkehrsdienst einsetzen.» Nicht nur für stehenden oder langsam fahrenden Verkehr ist dieser Bereich gefährlich, sondern auch für die Arbeiter. Die Bauleitung hat deshalb ein Sicherheitskonzept erarbeitet und die Arbeiter vor Ort geschult. Um sie vor Steinschlag zu schützen, hat man temporäre Palisaden errichtet.
Wechselnde Bodenverhältnisse erfordern vielseitigen Maschinenpark
Die Steinschlagschutzzone war nicht die einzige bauliche Herausforderung. Die Leitungen mussten im Wald, in der Strasse, in einer Naturstrasse, im Wiesland, in der Strassenböschung, in Kiesboden und in felsigem Gelände verlegt werden. «Die wechselnden Bodenverhältnisse erforderten einen vielseitigen Maschinenpark und Flexibilität unsererseits», sagt Tino Jenny. Mit einem 24-t-Raupenbagger spitzte Trümpi den Fels. Ein 16-t-Pneubagger unterstützte im flachen und ein 9-t-Schreitbagger im steilen Gelände die Aushub-, die Deck- und die Verlegearbeiten.
Neues Trinkwasserkraftwerk liefert Ökostrom für 250 Haushalte
Die Schüttung der beiden Quellen Löntschbord und Fulenchopf beträgt pro Minute 5500 Liter Trinkwasser. «Im Sinne einer nachhaltigen Stromerzeugung haben wir auf das Reservoir Auli ein Zentralengebäude aufgebaut. Darin befindet sich das neue Trinkwasserkraftwerk», sagt Fridolin Schuler.
Durch das Druckgefälle von 130 m entsteht ein Wasserdruck von rund 13 bar, womit über eine zweidüsige Pelton-Turbine jährlich etwa eine Gigawattstunde ökologisch hochwertiger Strom produziert werden kann. Das entspricht dem Jahresverbrauch von rund 250 Haushalten. Die Steuerung der Anlage erfolgt nahezu automatisch über das spartenübergreifende Netzleitsystem der tb.glarus.
Modernisierung des 50 Jahre alten Reservoirs Auli
Nach der Turbine im neuen Kraftwerk gelangt das Wasser ins 1974 gebaute und nun ebenfalls sanierte Reservoir Auli im Ortsteil Riedern. Das Reservoir wurde im Rahmen eines Retrofit-Programms gemäss heutigem Stand der Technik und der Hygiene ertüchtigt. Vom Reservoir aus wird das Wasser über ein weit verzweigtes Versorgungsnetz den Haushalten zugeführt. Wasser, das zur Trinkwasserversorgung nicht gebraucht wird, fliesst in den Löntsch.
Just in time: Duktile Gussrohre, PE-Druckrohre und PP-HM-Kanalrohre
Debrunner Acifer hat für die Wasseranlagen Auli insgesamt 2300 m duktile Gussrohre geliefert. Infolge eingeschränkter Platzverhältnisse und weil die Trinkwasserrohre aus Hygienegründen nicht lange auf einem Umschlagplatz gelagert werden sollten, erfolgten die Lieferungen der Gussrohre just in time mit jeweils 70 m Rohren pro LKW. «Dank der Standortnähe von Debrunner Acifer in Näfels konnten wir sämtliches Material nach Bedarf abrufen. So waren keine Sattelschlepper und auch keine grossen Umschlagplätze nötig», sagt Tino Jenny. Die Bogen stammen ebenso von Debrunner Acifer wie 1200 m PE-Druckrohre für die Erschliessung der Liegenschaften und 490 m widerstandsfähige PP-HM-Kanalrohre für die Abwasserleitung, die im Rahmen der Sanierungsarbeiten erneuert worden ist.
6900 m Kabelschutzrohre für Stromversorgung und Netzleitsystem
Im Rahmen der Arbeiten für die Druckleitung ist auch ein Kabelrohrblock verlegt worden. Er umfasst eine Mittelspannungsleitung, die abschnittsweise erdverlegt wird, Stromversorgungskabel sowie eine Datenleitung für das Netzleitsystem der tb.glarus. Das System steuert und überwacht die Anlage, die Wassermenge und die Qualität des Trinkwassers. Auch Leerrohre für eine spätere Nutzung sind Teil des Kabelrohrblocks, für den Debrunner Acifer 6900 m Kabelschutzrohre bereitgestellt hat.
Volle Kraftwerkleistung ab Februar 2023
Die Bauzeit erstreckte sich von August 2021 bis in den Frühling 2023. Nach der Schneeschmelze stehen die letzten Rekultivierungsarbeiten für das 4,5-Millionen-Franken-Projekt an. Voraussichtlich im Februar 2023 soll das Trinkwasserkraftwerk auf seine volle Leistung hochgefahren sein und die Bevölkerung nachhaltig mit Trinkwasser und Strom versorgen.
Lieferauszug Debrunner Acifer |
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INTERVIEW |
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Fridolin Schuler, Abteilungsleiter Fernwärme/Gas/Wasser, tb.glarus
Welche Bedeutung hat das Trinkwasserkraftwerk für die Region?
Es handelt sich um ein Generationenprojekt. Die Region profitiert von einer nachhaltigen Stromproduktion. Früher wurde der Druck des Wassers nicht verwertet. Dass die energetische Kraft des Wassers jetzt für die Stromerzeugung genutzt und die Bevölkerung gleichzeitig mit Trinkwasser versorgt wird, bedeutet eine Win-win-Situation.
Wie zufrieden sind Sie mit dem Projektverlauf?
Mit der Planung und der Bauleitung war das Ingenieurbüro Runge AG aus Glarus beauftragt. Die Umsetzung war mit einigen technischen und logistischen Herausforderungen verbunden. Die nicht vorhersehbaren rasanten Preissteigerungen für bestimmte Baumaterialien seit Anfang 2021 gingen mit teilweise erheblichen Lieferverzögerungen einher. Trotzdem konnten sowohl die Kosten als auch die Termine eingehalten werden. Dass wir darüber hinaus unfallfrei geblieben sind, freut uns sehr. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit der Projektumsetzung und stolz auf das Werk.
Warum haben Sie sich für duktile Gussrohre entschieden?
Ausschlaggebend waren mehrere Anforderungen, denen das Produkt entsprechen musste. Kriterien waren die Systemzulassung für Trinkwasser, eine lange technische Nutzungsdauer sowie statische Anforderungen bezüglich Wasserdruck und Festigkeit. Auch die flexible und effiziente Verlegetechnik war mit entscheidend. Duktile Gussrohre sind – von der Herstellung über die Nutzung bis zum Recycling – besonders wirtschaftlich und umweltfreundlich. Sie zeichnen sich durch einfache und schnelle Montage und dennoch höchste Belastbarkeit aus.
Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Debrunner Acifer?
Die Planung, die Bauleistungen und die Lieferungen wurden entsprechend dem öffentlichen Beschaffungsrecht ausgeschrieben. Die Debrunner Acifer erhielt den Zuschlag unter anderem für die Lieferung der Druckleitung. Dank einer lieferantenseitig gut organisierten Logistik und einer gegenseitigen transparenten Kommunikation erfolgten die Lieferungen termingerecht und zuverlässig. An der Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden spürt man, dass Debrunner Acifer die Kunden zufriedenstellen möchte. Nicht zuletzt befindet sich ein grosses Lager in Näfels, was bedeutet, dass die von uns benötigten Artikel – auch kurzfristig – verfügbar sind.
INTERVIEW |
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Tino Jenny, Bauführer Standort Mitlödi, Trümpi AG
Wie haben Sie dieses Projekt erlebt?
Wir sind stolz, dass wir diese anspruchsvollen Tiefbau- und Leitungsbauarbeiten haben ausführen dürfen. Die wechselnden Bodenverhältnisse haben unsere Flexibilität gefordert und auch das Arbeiten mit den schweren Maschinen in der Steinschlagschutzzone war speziell. Die Zusammenarbeit mit der Bauleitung und der Bauherrschaft ist sehr zielorientiert und angenehm gewesen.
Was bedeutet das Projekt für Sie und Ihr Unternehmen?
Solche Arbeiten sind auf unser Unternehmen zugeschnitten: Vom Tiefbau über den Werkleitungsbau bis zum Stahlbetonbau der Zentrale haben wir alles ausgeführt. Die Leitungslänge von 2100 m und die Grösse der Baustelle ermöglichten uns eine konstante Auslastung der Mitarbeitenden und unseres Maschinenparks. Die Nähe zum Firmenstandort Mitlödi bedeutet kurze Verkehrswege und optimalen Einsatz unserer eigenen Ressourcen.
Wie beurteilen Sie die duktilen Gussrohre bezogen auf die Verlegung?
Die Rohre sind grundsätzlich einfach zu verlegen. Unsere Mitarbeitenden haben extra eine Schulung absolviert, damit sie die Verlegearbeiten selber und korrekt ausführen können. Weil keine dritte Partei in die Arbeiten involviert gewesen ist, haben wir sie effizienter erledigen können – es war keine Wartezeit nötig. Nur die Spezialformstücke und die Hydranten haben wir in Zusammenarbeit mit den tb.glarus installiert. Da die Rohre bei jeder Verbindung bis zu drei Grad auslenkbar sind, sind sie flexibel beim Verlegen ohne Bögen.
Welches war die grösste Herausforderung bei diesem Projekt?
Das hohe Verkehrsaufkommen Richtung Klöntalersee an schönen Sommertagen hat uns am meisten gefordert. Arbeiten für Strassenquerungen mussten wir nachts ausführen – dann sind aber keine LKW-Transporte erlaubt. Die Dunkelheit birgt zudem immer ein Sicherheitsrisiko, trotz guter Beleuchtung der Baustelle.
Weshalb arbeiten Sie mit Debrunner Acifer zusammen?
Ich kann mich darauf verlassen, das angekündigte Liefertermine eingehalten werden. Bei diesem Projekt konnte der Polier das Material unkompliziert via Innendienst von Debrunner Acifer abrufen. Die Qualität des von uns bestellten Materials ist einwandfrei. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und die Mitarbeitenden bei Debrunner Acifer sind sehr hilfsbereit. Seit meiner Lehrzeit bei der Trümpi AG vor rund 20 Jahren arbeiten wir mit dem Standort Näfels zusammen.
Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit?
Wir schätzen die kurzen Lieferwege und dass man Kleinmaterial für uns draussen zum Abholen bereitstellt. So muss nicht extra ein LKW bei uns vorfahren, wenn unsere Mitarbeitenden sowieso in der Nähe des Standorts sind. Auch von der guten technischen Beratung profitieren wir.